«Ein deutsches Requiem»

Wohlgelungen und bewegend

In der vielfältigen Freiburger Chorlandschaft ragt der «L’Accroche-Choeur» unter Jean-Claude Fasel besonders aktiv und engagiert hervor. Passend zu den Totengedenktagen brachte er «Ein deutsches Requiem» von Johannes Brahms zu einer bewegenden Aufführung.

Gehört das bedeutende Werk im deutschen Sprachraum zum festen Repertoire der grösseren Chöre, ist es in Freiburg eher selten zu hören. Der Altarraum der St.-Michaels-Kirche bot das gewohnt festliche Konzertbild. Gut 50 Sängerinnen und Sänger vermittelten mit konzentrierter Begeisterung, wie beglückend gerade für Laien die Verwirklichung eines grossen Musikwerkes sein kann.

Präzise und einfühlige Führung

Einfach wird für viele die genaue Umsetzung des deutschen Textes nicht gewesen sein. Leicht war auch die ständig präsente Rolle nicht, die Brahms dem Chor zugewiesen hatte. Fasel führte sein Ensemble präzise und feinfühlig in den menschlichsten Betrachtungen über irdisches Leid und jenseitige Hoffnung.

Brahms hat sein Requiem mit vielfarbiger Orchesterbegleitung geschrieben. Er kam aber auch einer Bitte nach, eine vereinfachte vierhändige Klavierbegleitung anzufertigen. Viele Chöre greifen aus verständlichen finanziellen Gründen auf diese Fassung zurück. François Margot und Eric Cerantola waren die Interpreten am Klavier in der Freiburger Aufführung. Vermochten sie klanglich nur zurückhaltende Akzente zu setzen, so legten sie dennoch sicher die Grundlage zur anspruchsvollen Brahms’schen Klangwelt.

Die Zeitlosigkeit der Trauer

Erhaben und persönlich waren die Worte, die Brahms für seine Totenklage fand. «Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.» In ruhigen, schönen Crescendi führte der Chor in die Zeitlosigkeit der Trauer. Eindringlich gelang der lastende Marsch des zweiten Bildes, wirkungsvoll in Wiederholungen gesteigert. Ein Höhepunkt an feiner Innerlichkeit und schöner Stimmführung war die Betrachtung der Wohnungen des Herrn im vierten Bild, dem Zentrum des siebensätzigen Chorwerkes.

Wer merkte nicht auf, wenn der Bariton allgemein gültig einsetzte: «Herr, lehre doch mich, dass es ein Ende mit mir haben muss, und mein Leben ein Ziel hat.» Michel Brodard sang seinen prägnanten Part mit gutgeführter, kultivierter Stimme. Dramatische Schilderungen im gewaltigen Fugensatz gelangen ihm packend. Chor und Solist fanden sich in eindringlichem Wechselspiel zusammen. berzeugend gestaltete Barbara Locher ihre ergreifende Betrachtung der Traurigkeit und deren Umwandlung in Freude. Mit leuchtendem Sopran entstand eine lichte Vision des Trostes.

Jutta Lampart